Berlin – Mein Job-shadowing in Berlin an der Ernst-Reuter-Schule
Am 9.10.2023 durfte ich mein Job-shadowing an der Ernst-Reuter-Schule, einer integrierten Sekundarschule in Berlin, starten.
Die integrierte Sekundarschule ist ein Schultyp, der im Zuge der Schulstrukturreform 2010 in Berlin eingeführt wurde. Sie ersetzt die Hauptschule, die Realschule und die Gesamtschule. An der ISS kann die Berufsbildungsreife nach der 9. oder 10. Klasse; der berufsorientierende Abschluss für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Lernen (10.Klasse), der mittlere Schulabschluss (MSA) nach der 10. Klasse, sowie das Abitur nach der 13. Klasse erreicht werden. Sitzenbleiben gibt es grundsätzlich nicht, nur ein freiwilliges Wiederholen der Schulstufe, wobei für jeden der oben genannten Abschlüsse zentrale Prüfungen absolviert werden müssen, bei denen auch die Jahresnoten miteinbezogen werden.
Ich war schon sehr gespannt, wie das Schulleben in einer Berliner Sekundarschule, die gut vergleichbar mit dem System unserer Mittelschule ist, in der Realität abläuft.
Nach einer sehr freundlichen und offenen Aufnahme durch Lehrpersonen, Direktor und Schulpersonal habe ich bei unterschiedlichen Unterrichtseinheiten hospitiert. Mein Fokus lag auf der Inklusion und dem Deutschunterricht für Kinder mit einer anderen Erstsprache.
Generell gab es disziplinär sehr viele Schwierigkeiten, ein Unterrichten ist nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Am besten funktionierte der klassische Frontalunterricht, freie Unterrichtsphasen und selbstständiges Arbeiten sind kaum möglich. Sonderpädagogen haben sehr viel zusätzliche Schreib- und Dokumentationsarbeit und bieten auch Stunden/Kurse für alle Schüler*innen an. Als Beispiel dafür meine Bezugslehrerin Manja Auerbach, die an der Schule als Sonderpädagogin unterrichtet. Sie arbeitet 26 Stunden (volle Lehrverpflichtung), 14 Stunden davon muss sie als Fachlehrerin unterrichten, nur 12 Stunden bleiben für die Sonderpädagogik über. Von diesen 12 Stunden fallen wiederum 8 Stunden für das Wahlpflichtfach weg, das sie nur mit Kindern mit Förderbedarf durchführt. 4 Stunden bleiben für Teamteaching, obwohl der Anteil der Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf in den Klassen hoch ist. Die Fachlehrer sind trotz der erschwerten Bedingungen oft alleine mit einer sehr heterogenen Gruppe (leistungsstärkere Kinder, Kinder mit sprachlichen Defiziten, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf). Binnendifferenzierung ist dadurch schwer möglich.
An der Schule gibt es Willkommensklassen für Schüler*innen, die neu nach Deutschland kommen. Eine davon ist eine Alphabetisierungsklasse, die je nach Bedarf ein halbes Jahr bis ein Jahr besucht wird. In diesen Klassen wird mit modernen Sprachfördermethoden und sehr viel Engagement unterrichtet. Es herrscht ein sehr angenehmes Klima und ich kann mir gut vorstellen, dass es hilfreich ist, in den ersten ein bis zwei Jahren sprachliche Grundkenntnisse in einer kleineren Gruppe zu erwerben.
Meine Erfahrungen in der Ernst-Reuter-Schule haben sich großteils mit den Berichten von Ines Pulverer (wer sie nicht mehr kennt; Ines hat bei uns unterrichtet und arbeitet jetzt in Berlin an einer Brennpunktschule) gedeckt. Ines unterrichtet Englisch, ist Klassenvorstand und hat eine Klasse mit 25 Kindern, 6 davon mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Nur in Englisch unterrichtet man anfangs zu zweit in der Klasse, ab dem zweiten Halbjahr wird die Gruppe in Leistungskurs und Basiskurs + SPF-Kinder geteilt, wobei man im Basiskurs alleine unterrichten muss. In den Lernfächern ist man generell alleine in der Klasse. Für 18 Klassen gibt es 3 Sonderpädagogen, wobei pro Klasse 6-11 Förderkinder sind. Die Sonderpädagogen sind aber wieder kaum in der Klasse, da sie zusätzlich selbst unterrichten müssen.
Generell gibt es wesentlich mehr Dokumentationsarbeit. Systeme wie Sokrates gibt es nicht, Zeugnisse müssen in ein Word Dokument (Namen, Geburtstag,…) geschrieben werden. Der Direktor hat es gut zusammengefasst: Er wünsche sich, dass mehr Zeit mit den Kindern verbracht, statt dass über sie geredet/geschrieben wird.
Mein FAZIT: Die Arbeit in den Deutschförderklassen, die Sprachförderung allgemein und das sehr offene Klima und die wertschätzende Haltung der Schüler*innen gegenüber haben mich sehr beeindruckt. Allerdings empfand ich das starre Schulsystem mit dem enormen Anteil an Dokumentationsarbeit als sehr hinderlich. Natürlich kann man die Schule in Berlin nicht mit unserem Standort vergleichen. Aber auch an unseren Brennpunktschulen in den Städten gibt es eine wesentlich höhere Personaldichte in den Klassen und mehr außerschulisches Unterstützungspersonal.
Mein besonderer Dank gilt Ines, die mir viele schöne Winkel der wunderbaren Stadt Berlin inklusive toller Restaurants gezeigt hat. Ich wünsche ihr viel Kraft und Energie und hoffe, dass sie eines Tages wieder bei uns unterrichten wird.
Mönchengladbach
Von 13.-17.3.2023 hatte Frau Gollesch die Möglichkeit die Gesamtschule Hardt in Mönchengladbach zu besuchen. Im Plenum der Lehrer*innen berichtete sie über ihren Aufenthalt.
“I was able to view numerous lessons on my self-imposed observation focus. In total, I observed 21 lessons from Monday to Friday. I was able to accompany the two special needs teachers in Maths, English and German subject, talk to the social paedagigic educator, classes of art, craft, technic teachers observe their way of working and reflect together on the comparison to our school system. The students accepted my presence and were very interested in chatting with me and learn to know about Austria.
I was particularly struck by the participation of the students in daily school life – in so-called weekly circles, goals were independently set, reflected upon and discussed by the class council themselves. Teachers had the role like an assistant. They learn to live democracy and the motivation for discourse, discussions – for change – to be exceptionally good.
A nice experience was to see the “betreute Pause” – a room with books, plays, chilling space and a piano – kids shared their talents in a very tolerant way. Students take on role in school community for special services and helpers. I would also like to emphasize that they are not repeating classes in the lower classes – it can be recommended or the children can decide for themselves.
The Erasmus Course is for older pupils, they get preperation for exchange mobilities – organise together –
when I was there they prepared to write their portfolio and talked about citation (I wasn’t able to find out more how to get nice cooperations for younger pupils). They have longer partnerships from comenius already. As I was before in another school type it was familiar to me – it is a big school with over 1000 kids. Inclusion has big matter – even space and more special needs teachers are missing ( general problem in Germany as in Austria) but in upper classes most of the pupils start a job and stop school – not going to do their final exams. Its everytime as important to reflect on ourself and systems.
What did you learn as a result of participating in your mobility activity?
Be open minded and pupils should be motivated to discuss, to reflect, to build opinions and live them.
Cultural heritage, languages, european democracy or art can be a tools for understanding to express what
they think or to learn about human rights, globalisation. Pupils respect their teachers, nice greetings all together. Learning environment changes if you open teaching if you focus on inter-curriculum projects – like in technics and economy – they created sustainable products or ideas – did research and creates a tutorial video themselves.
Teachers were as interested in discussions or to share their teaching with me. Learning from others its
everytime also a self´-reflection or motivation to try diffrent types of teaching. Common challenges in the
school system exist everywhere – also less space for special education teachers and their pupils.
Pupils are asked to reflect intensivly on their projects in creating Portfolios themselves – even integrate digital skills in every subject.
There is everytime a possibility to learn – for everyone – in their speed. Even as a teacher its important to
reflect and see other possibilities, reflect, talk in a respectfull way to pupils. Interaction with reality – plan projects and connect a lot of subjects in it. There should be enough space for inclusion – understanding will grow. Everyone has a story to share – open eyes and ears.
Reflect more – even together with pupils – they insist of a lot of knowledge and trust to the world.
Presentation in front of other classes or public – sharing ways of thinking.
I also had nice host of my accomadation and good talks with them. Got connected to some artists in town
and was able to see some cities in the surrounding of Möchengladbach like Düsseldorf and Köln. I learned about their traditions and landscapes.
Everyone was openminded and shared a lot of time with me. Especially my colleague Prof. Eva Sieweke – an erasmus friend from 2008 in Venice, Italy who teach in this school.”